Kinesiologie und Zahnarzt


Kinesiologie in unserer Zahnarztpraxis

In unserem Körper sind alle Organe und Gewebe miteinander verbunden und es ist in jedem Fall medizinisch notwendig, die eigentlichen Krankheitsursachen zu erkennen, um eine zielgerichtete Therapie zu ermöglichen. Da unser vegetatives Nervensystem auf praktisch alle Reize reagiert, die in die unmittelbare Nähe unseres Körpers gelangen, verändert es dabei unwillkürlich die verschiedensten Körperfunktionen.

In unserer Zahnarztpraxis setzt Dr. Heinz-Peter Olbertz die Kinesiologie zum Nachweis von derartigen Änderungen in der Muskelspannung eines bestimmten Testmuskels ein. Der Vorteil liegt darin, dass sowohl der Zahnarzt, als auch der Patient dies wahrnehmen können. Die orthomolekulare Medizin dient dabei als Reizgeber für den Muskel, der die Muskelkraft positiv als auch negativ verändern kann.

Diagnostisch wird die Kinesiologie vom Zahnarzt also dazu verwendet, Bezüge zwischen Störungen im Mundraum und dem restlichen Körper aufzudecken oder Hinweise auf die Verträglichkeit von Materialien zu gewinnen. Dabei müssen wir natürlich wissen, dass zu jeglicher Diagnose niemals das Ergebnis eines oder mehrerer Muskeltests alleine herangezogen werden darf. Die klinische Untersuchungsmethode der Kinesiologie muss immer durch eine eingehende Erhebung der Krankengeschichte und – je nach Fall – andere klassische Untersuchungsverfahren ergänzt werden.

Grundlagen der Kinesiologie

Die Kinesiologie, in der wortgetreuen Übersetzung die „Bewegungslehre“, ist ihrem Selbstverständnis nach die Lehre vom Ausgleich bewegter Kräfte oder fließender Energien. Der Begründer der angewandten Kinesiologie (Applied Kinesiology, AK) ist der amerikanische Chiropraktiker George Goodheart. Er entdeckte in den 1960er-Jahren, dass sich bestimmte Vorgänge des Organismus in den Muskeln widerspiegeln.

Goodheart fand heraus, dass ein starker Muskel sicht- und fühlbar schwächer reagiert, sobald die untersuchte Person eine Körperzone berührt, mit der etwas nicht in Ordnung ist oder mit einer für den Körper ungünstigen Substanz in Kontakt kommt.
Ein Muskel bildet also leiblich-seelische Vorgänge ab.

Der Muskeltest in der Kinesiologie

Mit Hilfe eines Muskeltests können in der Kinesiologie gesundheitliche Störungen frühzeitig diagnostiziert werden. Deswegen wird in der neueren Literatur z.T. auch der Begriff „Myognostik“ verwendet (Schramm, 2003).

  • In der Störfelddiagnostik kann der Muskeltest eingesetzt werden, um z.B. Krankheitsherde oder besonders stark belastete Organe auszumachen.
  • In der Störfeldtherapie wird der Muskeltest angewendet, um geeignete Medikamente auszutesten.

Ein richtig durchgeführter Muskeltest ist die Voraussetzung, um durch die Kinesiologie verlässliche Ergebnisse zu bekommen. Der Test dauert nicht länger als zwei bis vier Sekunden.

Wie läuft der Muskeltest in der Kinesiologie ab?
Prinzipiell kann in der Kinesiologie jeder Muskel, der schmerzfrei zu testen ist und dem Druck des Untersuchers standhält, als Testmuskel, d.h. als Indikatormuskel, verwendet werden. Besonders gut als Testmuskel eignet sich jedoch ein bestimmter Muskel der Schultergürtel-Oberarm-Muskulatur: Der vordere Anteil des Delta-Muskels (Musculus deltoideus pars anterior) kann sowohl im Liegen als auch im Stehen getestet werden.

  1. Entsprechend dem Verlauf und der Funktion des zu testenden Muskels wird zunächst eine bestimmte, definierte Testposition eingenommen. Optimal ist es, nur einen einzigen Muskel zu testen.
  2. Dann versucht der Patient den zu testenden Muskel mit maximaler Kraft gegen den Widerstand des Untersuchers anzuspannen. Zugleich übt der Therapeut so lange einen Gegendruck aus, bis er merkt, dass der Patient an seinem individuellen Kraftniveau angelangt ist.
  3. Jetzt erhöht der Behandler seinerseits den Druck und überprüft, ob der Patient dieser Kraftsteigerung standhalten kann.

Bei der kinesiologischen Untersuchung kommt es weder beim Untersucher, noch bei der untersuchten Person auf den Einsatz der absoluten Muskelkraft, sondern lediglich auf das relative Standhalten des Patienten gegen die vom Untersucher ausgeübte Kraft an. Der Muskeltest ist also kein Krafttest. Vielmehr muss der Therapeut ein Gespür dafür entwickeln, wann der getestete Muskel sperrt, also dem Druck des Untersuchers standhält, und wann er im Gegensatz dazu nachgibt.

Der Test ist isometrisch, d.h. die Muskeln werden angespannt ohne dass sich ihre Länge verändert oder eine Bewegung stattfindet.
Im Laufe einer Untersuchung wird dieser Ablauf mehrfach durchlaufen und variiert.

Was erfährt man durch den Muskeltest in der Kinesiologie?
Mit einem Muskeltest wird in der Kinesiologie nicht nur der Muskel selbst überprüft, sondern alle mit ihm in Verbindung stehenden Systeme, also neuromuskuläre Verknüpfungen ebenso wie das Grundsystem nach Pischinger. Damit gibt ein Muskeltest grundsätzlich Auskunft über das Regulationsverhalten eines Menschen. Der Muskel kann dabei gewissermaßen stellvertretend für den Körper mit dem Untersucher kommunizieren. Da der kinesiologische Muskeltest unmittelbar Rückmeldung über den aktuellen Zustand bzw. das aktuelle Regulationsverhalten des Menschen gibt, eignet er sich gut als Indikator für Faktoren, welche die Lebensenergie schwächen.
Der einfache Untersuchungsgang mit seinem geringen zeitlichen Aufwand steht dabei in einem optimalen Verhältnis zur Höhe möglicher diagnostischer Aussagen.

In der Kinesiologie werden drei Spannungszustände von Muskeln unterschieden:
Normoton
 testet ein Muskel, der aktiv Kraft gegen Widerstand aufbauen kann und bei zusätzlicher Belastung zu einer erhöhten federnden Kraftanpassung fähig ist. Ein solcher Muskel lässt sich durch sedierende, d.h. beruhigende, Reize, etwa durch das Beklopfen eines zugeordneten Meridian-Sedierungspunktes, vorübergehend schwächen.

Ein normotoner Muskel zeigt, dass momentan ein ausgeglichenes, stabiles System vorliegt, dass in der Lage ist, positive wie negative Reize zu erkennen und darauf zu reagieren. Ein solcher Muskel kann als Indikatormuskel verwendet werden: Bringt man den Patienten z.B. mit einem Medikament oder Nahrungsmittel in Kontakt, kann der Therapeut anhand der veränderten Spannung des Muskels erkennen, ob diese den Patienten stärken oder schwächen.

Schwache (hypotone) oder ständig starke (hypertone) Muskeln müssen durch spezielle Methoden korrigiert werden, bevor man mit dem eigentlichen Test beginnt.

Therapielokalisation – Störungen im Körper aufspüren

Bei der kinesiologischen Untersuchung kann man durch das Phänomen der Therapielokalisation (TL) die Muskelreaktion unter Kontakt mit Körperregionen des Patienten prüfen und so wichtige Gesundheitszusammenhänge aufzeigen:

  • Der Behandler fordert den Patienten auf, mit erhobenem Arm gegen seinen Druck Widerstand auszuüben.
  • Während des Muskeltestes legt der Patient seine andere Hand auf die Organregion, deren Funktion geprüft werden soll. Liegt hier eine Regulationsstörung vor, so ändert sich augenblicklich die Spannung im Testmuskel: Ein zuvor normal starker Muskel verändert sich zu schwacher, hypotoner Testung, weil seine Regulationsfähigkeit durch Schwingungsinterferenz mit einer belastenden Therapielokalisation gestört wird.

Dies wird als positive Therapielokalisation bezeichnet und gibt darüber Auskunft, ob und wo eine Regulationsstörung im Körper vorliegt. Die Lokalisierung einer Störung ist so zwar möglich, über die Art der Erkrankung kann der geschwächte Muskel aber keine Aussage machen.

In diesem Sinne ist es ohne apparativen Aufwand möglich, eine qualitative Ganzkörperfunktionsdiagnostik im Rahmen einer kinesiologischen Überprüfung von Organen durchzuführen. Der Therapeut / Zahnarzt kann also mit Hilfe der Kinesiologie die Reaktion des Organismus auf verschiedene Reize diagnostisch beurteilen. Die Kinesiologie steht für uns als Zahnärzte dabei keinesfalls im Gegensatz zu den konventionellen Diagnoseverfahren, wie beispielsweise EKG, EEG oder bestimmten Labortests sowie auch bildgebenden Verfahren, sondern ergänzt diese in gezielter Weise.

Challenge – Die Suche nach dem richtigen Heilmittel

Wörtlich übersetzt bedeutet „challenge“ Provokation. Man versteht darunter eine auf die Therapielokalisation aufbauende, weiterführende Diagnostik mit dem gleichen Muskel unter Testung eines bestimmten Heilmittels: Der Organismus wird einem definierten Reiz ausgesetzt, um zu prüfen, ob dieser zu einer Änderung der Muskelkraft führen wird.

Ein positiver challenge bezeichnet dabei eine festzustellende Stärkeänderung des Testmuskels: Wird ein schwacher Muskel durch die Gabe eines Heilmittels normoton, so ist die ausgewählte Substanz als das passende Therapeutikum anzusehen. So kann z.B. ein zuvor schwach getesteter Muskel im Rahmen der Orthomolekularen Medizin durch das richtige Molekül in orthomolekularer Form sofort wieder stark werden.

An dieser Stelle muss allerdings der Hinweis erfolgen, dass ein solcher Test niemals die Fachkenntnis des Behandlers ersetzen kann, auf deren Grundlage letztlich die Auswahl des Therapeutikums erfolgen muss. Die Kinesiologie ist für den Zahnarzt ein Hilfsmittel in der Regulationsdiagnostik, durch den Muskeltest in Kombination mit der challenge sind Diagnostik und Therapie durch einen Blick in die Tiefen des Patienten zu schärfen und zielgerichtet zu gestalten.

Zusammenfassung - Das Wichtigste zur Kinesiologie auf einen Blick

Die intensive Beschäftigung mit der nervalen und humoralen Regulation der Muskulatur lenkt die Aufmerksamkeit auf die Rolle des autonomen Nervensystems. Die nur begrenzt mögliche apparative Erfassung dieser Vorgänge führte zur Entwicklung der Kinesiologie (Gerz, 1996). In der Kinesiologie kann die Muskelkraft als Indikator für interne Stoffwechselabläufe sowie für externe Einflüsse aller Art auf den menschlichen Organismus dienen (Klinghardt u. Williams, 1994; Klinghardt, 1999; Schramm, 1997; Schramm, 1999).
Als Ganzkörper-Funktionsdiagnostik im Sinne einer Qualitätsdiagnostik kann der kinesiologische Muskeltest die Diagnostik nach quantitativen Kriterien der klinisch konventionellen Medizin ergänzen.

Der Muskeltest liefert eine gut reproduzierbare Diagnostik von regulativen Funktionen des Organismus (Schramm, 2003). Er gewährt damit Einblick in die Entstehung und das Werden von Krankheiten. Die Kinesiologie kann dem Zahnarzt als primär diagnostische Methode, auch Hinweise für eine daraus abzuleitende Therapie liefern, denn der Muskeltest ist in der Lage, eine Individualisierung therapeutischer Maßnahmen, z.B. mit der Orthomolekularen Medizin, zu garantieren (Schramm, 1999).

Die Kinesiologie ist für den Zahnarzt ist ein Hilfsmittel zur Diagnosefindung; durch den Muskeltest in Kombination mit der challenge sind Diagnostik und Therapie durch einen Blick in Tiefen des Patienten zu schärfen und zielgerichtet zu gestalten.