Störfelddiagnostik und Störfeldtherapie
Einführung in die Störfelddiagnostik & Störfeldtherapie
Die Zunahme chronischer Erkrankungen hat auf dem Gebiet der kausalen, d.h. auf die Krankheitsursachen gerichteten, Diagnostik in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass die Herddiagnostik mehr und mehr in den Mittelpunkt des Interesses in Klinik und Praxis gerückt ist. Unter einem Herd versteht die Medizin eine umschriebene Veränderung im Gewebe, die in weiter entfernten Regionen des Körpers oder im gesamten Körper krankhafte Reaktionen verursacht. Man spricht hierbei auch von Störfelddiagnostik und Störfeldtherapie. Der Begriff Störfeld stammt aus der Komplementärmedizin. Er beschreibt eine Strukturveränderung, chronische Entzündung oder ein psychisches Trauma, das zu Fehlfunktionen von Organen, Schmerzen und zur Blockierung der Selbstregulation führen kann (Roche Lexikon Medizin, 2003).
Wie wirkt ein Störfeld auf den Körper?
Ein Störfeld hindert den Körper in seiner kybernetischen Regulierung, d.h. in der Steuerung zahlreicher Prozesse in Form von Regelkreisen, insbesondere behindert das Störfeld den Ausgleich von Reizen, welche die körpereigene Ordnung beeinträchtigen.
Im Gegensatz zu akuten, zeigen primär chronische Krankheitsprozesse zu Beginn eine Vielzahl unspezifischer Symptome. Sie äußern sich am Patienten als Befindensstörungen, noch lange bevor sich organische Schäden nachweisen lassen. Die Störfelddiagnostik zeigt uns den charakteristischen, wellenförmigen Verlauf mit starker Abhängigkeit von zusätzlichen Belastungsfaktoren.
Die in typischer Weise auftretenden vegetativen Symptome haben ihre Ursprünge im extrazellulären weichen Bindegewebe des Körpers: Dieses Mesenchym, ein Bindegewebe, das sich in der Embryonalzeit ausbildet, ist aus naturheilkundlicher Sicht sowohl Transitstrecke für viele Stoffe, als auch Sitz der vegetativen Grundsteuerung. Vegetative Nervenfasern enden in der die Zellen umgebenden Flüssigkeit und geben dorthin ihre Impulse weiter.
Das Grundsystem lässt sich beschreiben als ein synergistischer Komplex von Zelle, Kapillare (Haargefäß) und Nerv mit dem gemeinsamen Wirkfeld der mesenchymalen Flüssigkeit. Eine zentrale Stellung in diesem System nehmen die Fibrozyten (dies sind noch weitgehend undifferenzierte Bindegewebszellen) ein, welche die Grundsubstanz aufbauen und ständig erneuern. Sie synthetisieren ein Netzwerk aus umfangreichen Zucker-Protein-Komplexen.
Dieses Maschenwerk durchzieht den Bereich außerhalb der Zellen (Extrazellularraum) und dient nicht nur zur Stabilisierung des Gewebes, sondern auch der schnellen und geordneten Informationsweiterleitung. Belastungen des Grundsystems, z.B. mit Schadstoffen, können bis zu einem individuell variierenden Schwellenwert kompensiert werden.
Erst eine permanente Überforderung in diesem Bereich stört die kybernetische Regelordnung und damit die natürlich ablaufenden physiologischen Prozesse. Durch Blockierung des einen oder anderen Regelkreises kann es zu einem partiellen Defekt oder gar zum Zusammenbruch des ganzen Systems kommen.
Durch die heutigen Umwelt- und Lebensbedingungen werden die Möglichkeiten, die das Bindegewebe zur Kompensation hat, immer schneller erschöpft. Herde oder Störfelder stellen eine permanente Dauerbelastung des Grundsystems dar, die, solange sie kompensiert werden können, keine Auswirkungen auf den Gesamtorganismus haben müssen. Sie bereiten jedoch durch eine unspezifische Vorschädigung, einer möglichen spezifischen Zweiterkrankung den Boden.
Grundsätzlich können Herde oder Störfelder überall im Körper vorkommen. Jedes Areal und jedes Organ, das krankhaft verändert ist, kann die Fähigkeit annehmen, über die nächste Umgebung hinaus andere Erkrankungen hervorzurufen oder zu unterhalten. Jedes Gewebe und jedes Organ kann sich zu einem Störfeld entwickeln.
Störfelder kann man als örtlich begrenzte Reizzustände im Körper verstehen, welche die Fähigkeit haben, über die Reizung von Nervenbahnen in einer anderen Körperregion Krankheiten und Schmerzen zu unterhalten. Dabei hinterlassen sie eine Information bzw. Spur (sog. Engramm) über den krankhaften Zustand, die jahrelang ruhen kann und in der Regel erst durch einen zusätzlichen Reiz aktiviert wird. Von der Entstehung eines Störfeldes bis zur Auslösung einer störfeldbedingten Erkrankung können daher viele Jahre vergehen.
Wesentlich für derartige Störfelder erscheint, dass sie vor Ort so gut wie keine Probleme hervorrufen. Vielmehr entwickeln sich an völlig anderen Körperstellen ganz anders gelagerte Beschwerden auf der Grundlage der gestörten Grundregulation. Setzt eine Therapie an diesen Stellen an, so werden langfristig jedoch keine Verbesserungen zu erzielen sein. Aus dem oben gesagten ergibt sich ganz klar, dass viele Menschen sogar mehrere Herde tragen, ohne zunächst körperliche Beschwerden zu entwickeln.
Eine Störfelddiagnostik im Sinne einer funktionellen Vorsorgeuntersuchung und anschließende Störfeldtherapie können daher auch bei einem klinisch gesunden, also symptomfreien Menschen sinnvoll sein. Chronische Belastungen müssen bereits im Ansatz mittels Störfelddiagnostik erkannt und frühzeitig therapiert werden, denn nur wenn der Organismus von möglicherweise bestehenden Störfeldern entlastet wird, kann er neu auftretende Reize weiterhin mit voller Kraft ausregulieren.
Störfelder in der Zahnarztpraxis
Störfelder bzw. Herde im Mund-Kieferbereich belasten den ganzen Organismus. Beispiele hierfür sind wurzelbehandelte Zähne, Füllungs- oder Zahnersatzmaterialien, Kauhindernisse, aber auch verlagerte Zähne, Entzündungsherde im Kieferknochen (NICO), Zysten oder mit Krankheitserregern befallene Knochentaschen an einzelnen Zähnen. Immer sind zahnlose Kieferabschnitte, sog. Kieferleerstrecken, aufgrund des erlittenen Zahnverlustes störfeldverdächtig.
Tatsächlich scheint es Regelkreise und funktionelle Zusammenhänge zwischen den Zähnen und bestimmten Körperarealen zu geben. In diesem Zusammenhang kann z.B. eine immer wiederkehrende Nierenbeckenentzündung, die auf entsprechende fachärztliche Behandlung nicht anspricht, ihre eigentliche Ursache in einem wurzelbehandelten oberen Schneidezahn haben. Derartige Störfelder erkennt man durch spezielle Untersuchungsmethoden der Störfelddiagnostik: Wir kombinieren in unserer Zahnarztpraxis die klinische und röntgenologische Untersuchung mit dem kinesiologischen Muskeltest und sind damit in der Lage, zumindest einen Großteil der Störfelder zu finden und dann durch eine zielgerichtete Störfeldtherapie nachhaltig auszuschalten. In aller Regel ist es dabei natürlich unser Bestreben, den beherdeten Zahn zu sanieren und zu erhalten.
Es ist davon auszugehen, dass ein großer Teil weiterer Forschung auch im Bereich der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde sich in der Zukunft der Störfeldtherapie zuwenden wird. Solche Gedanken drängen sich auf, alleine wenn man die Veröffentlichungen über die Rolle der Parodontitis als Risikofaktor und Indikator für andere Krankheiten betrachtet: Hier wird die Bedeutung der Interaktionen zwischen der Gesundheit des Zahnhalteapparates und allgemeiner Gesundheit in den Blickpunkt gestellt. Wir werden sehen, wann auch in der konventionell medizinischen Parodontologie das Konzept der Herdbeziehungen Einzug halten wird.