Unterstützende Parodontitistherapie

Unterstützende Parodontitis-Therapie (UPT)

Bis zu 80% der deutschen Bevölkerung (DMS IV Studie, 2006) leiden unter einer Parodontitis. Während die Kariesanfälligkeit durch einfache Vorsorgemaßnahmen und verbesserte Mundhygiene deutlich zurückgegangen ist, beobachten wir bei der Parodontitis eher einen Anstieg.

Was sind die Ursachen der Parodontitis?

Da die Karieshäufigkeit zurückgeht, kann die Zunahme der Parodontitis nicht alleine an der Mundhygiene der Betroffenen liegen. Vielmehr ist die Parodontitis ein Ergebnis verschiedener Faktoren. Als mögliche Ursachen der Parodontitis sind zu nennen:

  • Mangel an Vitalstoffen, wie Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen in unserer Nahrung,
  • latente, d.h. noch nicht erkannte Stoffwechselstörungen, wie z. B. Diabetes,
  • Rauchen,
  • negativer Stress.

Wie kommt es zu einer Parodontitis?

Die eigentliche Ursache für die Ausbildung einer Parodontitis ist wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt, aber alle o.g. Faktoren führen zu einer Schwächung des Immunsystems. Der Körper reagiert seinerseits mit der Ausbildung von parodontalen Zahnfleischtaschen.
Krank machende Keime, die ohne Sauerstoff leben können und in geringen Mengen in praktisch jeder Mundhöhle vorkommen, besiedeln diese Taschen und vermehren sich dort stark. Es kommt zu einer opportunistischen Infektion, d.h. an sich harmlose Bakterien führen bei einer Abwehrschwäche zur Parodontitis. Dabei wächst die Keimbesiedelung pro Millimeter Taschentiefe um das 10-fache!

Was passiert bei der unterstützenden Parodontitis-Therapie?

Haben sich erst einmal Zahnfleischtaschen gebildet, so ist die unterstützende Parodontitis-Therapie, verbunden mit Kontrollen durch den parodontologisch tätigen Zahnarzt, unabdingbar.
Speziell ausgebildete Fachkräfte, sog. DentalhygienikerInnen (DH) oder Zahnmedizinische ProphylaxehelferInnen (ZMP), übernehmen die praktische Durchführung der unterstützenden Parodontitis-Therapie: Sie entfernen Zahnstein, reinigen und glätten die durch die Taschenbildung freiliegenden Wurzeloberflächen, die übrigens auch extrem kariesanfällig sind, weil hier der schützende Zahnschmelz fehlt.
Es ist wichtig den in diesen Taschen auf der Wurzeloberfläche befindlichen Biofilm, einen bakteriellen Belag, zu zerstören, denn diese Bakterien feuern sozusagen die Entzündung an. Durch die Reduzierung dieser Bakterien versucht man, die Entzündung im Zahnhalteapparat wirksam zu bekämpfen.
In vielen Fällen gelingt das auch – leider aber nicht immer.
In unserem Praxiszentrum wird die unterstützende Parodontitis-Therapie von unserer ZMP Katharina Granitzny durchgeführt.

Was kommt nach der unterstützenden Parodontitis-Therapie?

Es erfolgt eine Reevaluation, d.h. eine Kontrolle und Diagnostik des vorliegenden Befundes, nach der unterstützenden Parodontitis-Therapie.
Jetzt ist der Parodontologe gefragt: die weitere Therapie muss festgelegt werden. Haben wir es mit einer besonderen Art von Bakterien zu tun, die sehr aggressiv ist? Um den Nachweis von solchen Bakterien, den sog. Parodontitis-Markerkeimen, zu erbringen, werden Bakterienabstriche aus den Taschen entnommen. Kann der Keimnachweis erbracht werden, sind unter Umständen Antibiotika angezeigt.
Alternativ zur Antibiotikagabe bieten wir in unserem Praxiszentrum die antimikrobielle Photodynamische Therapie (aPDT) an: Damit kann man, an allen Stellen, die von einem speziellen Farbstoff und diffusem, niederenergetischen Laserlicht erreicht werden, eine radikale Reduktion der Bakterienzahl um zwei bis vier Zehnerpotenzen erzielen. Die Bakterienmembranen werden durch den Farbstoff Thiazin eingefärbt. Werden die Bakterienmembranen anschließend durch Laserlicht aktiviert, so erreicht der Farbstoff ein höheres Energieniveau. In der Folge wird normaler Sauerstoff in eine stark oxidative Form umgewandelt, für welche die Zellmembranen der Bakterien besonders anfällig sind: Die Bakterien werden zerstört.
Das Verfahren hat keinerlei Nebenwirkungen, ist völlig schmerzfrei und kann beliebig oft wiederholt werden. Das ist wichtig, da die Taschen, wenn sie sich erst einmal gebildet haben, lebenslang bleiben. Sie müssen daher in regelmäßigen Abständen gereinigt werden, um das Immunsystem durch den Biofilm der Bakterien auf Dauer nicht zu sehr zu belasten. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Recall“ oder Erhaltungstherapie.
Neben diesen Maßnahmen hat die Umstellung der Ernährung und manchmal auch eine gezielte Nahrungsergänzung im Rahmen der Orthomolekularen Medizin​​​​​​​ eine besondere Bedeutung, um den Behandlungserfolg sicher zu stabilisieren. Einfach gesagt: „Du bist, was Du isst!“ Das gilt auch für die Parodontitis-Therapie.
Übrigens kann man, wenn alle Behandlungsschritte erfolgreich abgeschlossen sind, den zerstörten Zahnhalteapparat wieder aufbauen: In unserem Praxiszentrum führen wir eine sog. regenerative Parodontitis-Therapie durch.

Die antimikrobielle Photodynamische Therapie (aPDT)

Die antimikrobielle Photodynamische Therapie ist ein Verfahren, dass sich inzwischen langjährig in der Allgemeinmedizin bewährt hat.
Es wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt und im Bereich der Dermatologie am Menschen eingesetzt. Der Begriff "photodynamisch" wurde im Jahr 1904 geprägt. Seit wenigen Jahren wird das Verfahren, dass sich auf die Abtötung von Mikroorganismen beschränkt, in die Parodontitis- und Periimplantitistherapie eingebunden.
Diese eigenständige Leistung kann nicht zulasten der gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet werden.
Die aPDT geht mit keinen bekannten Nebenwirkungen einher, sie umgeht das Problem der Resistenzen bei Gabe von Antibiotika, ist gut zu steuern und es können auch schwer zugängliche Bereiche erfolgreich therapiert werden.
Die Wirkungsweise der aPDT beruht auf der Eigenschaft bestimmter chemischer Verbindungen, die Energie des Lichtes aufzunehmen, diese auf Sauerstoffmoleküle zu übertragen und dadurch hochaggressive Sauerstoffverbindungen zu bilden. Diese sogenannten Photosensibilisatoren können die Lichtenergie unmittelbar in photochemische Reaktionen überführen, die die Zielzellen durch Schädigung der Zellwände abtöten. Für die PDT werden also drei Komponenten benötigt: Lichtenergie, ein Photosensibilisator und Sauerstoff.
In der Zahnmedizin wird die PDT zur gezielten Abtötung von Bakterien eingesetzt, die als Auslöser von Erkrankungen wie Parodontitis und Periimplantitis identifiziert werden konnten, ebenso auch zur hygienischen Aufbereitung von Wurzelkanalsystemen.
Die PDT ist ideal geeignet für eine lokalisierte und nebenwirkungsarme Anwendung, weil die hochaggressive photodynamische Reaktion nur in einem begrenzten Gebiet stattfindet, ohne weiter entfernte Zellen oder Organe zu beeinträchtigen.Somit handelt es sich bei der Photodynamischen Therapie um ein nebenwirkungsfreies biologisches Verfahren, dass -  eingebunden in ein therapeutisches Gesamtkonzept - wirksam dazu beitragen kann, parodontale und periimplantäre Entzündungen dauerhaft zu beseitigen.